Im Dezember 1793 brach eine Menge Pariser mit lauten Schreien in die Sorbonne-Kirche ein, in der die Überreste von Kardinal Richelieu hunderteinhalb Jahre lang ruhten. Aufgeregte Menschen öffneten das Grab und rissen die Überreste des einst mächtigen Kardinals auf. Dies ist nur einer der Beweise dafür, dass die Persönlichkeit von Richelieu und seine Handlungen in der französischen Gesellschaft nicht eindeutig bewertet wurden.
Inkonsistenz der Richelieu-Persönlichkeitsbewertungen
Viele Jahre nachdem das französische Volk die Überreste des Kardinals verspottet hatte, würdigte es den Führer des mittelalterlichen Frankreich. Das Land deckte Richelieus Beitrag zur militärischen und politischen Geschichte weitgehend ab. Seltsamerweise, aber einige Forscher sind sich einig, dass der Kardinal nicht besonders in der Regierung, nicht in Diplomatie und Wirtschaft, sondern in der Kultur besonders große Erfolge erzielt hat.
Kardinal Richelieu kann auf die Zahl der seltenen Staatsmänner zurückgeführt werden, deren Handlungen und Entscheidungen immer noch zu heftigen gesellschaftlichen Debatten führen. Die Spuren, die der Politiker in der Geschichte Frankreichs und ganz Europas hinterlassen hat, haben sich als zu tief herausgestellt. In Bezug auf die Bedeutung kann die Persönlichkeit von Richelieu, der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf politischer Ebene tätig war, nur mit Cromwell, Peter dem Großen oder Napoleon Bonaparte verglichen werden.
Zu seinen Lebzeiten war Richelieu jedoch in der französischen Bevölkerung nicht beliebt. Nicht nur das Volk, sondern auch die Aristokraten fürchteten den Kardinal und hassten ihn. Und das ist nicht verwunderlich, denn Richelieu trug zum Niedergang des Adels bei und untergrub durch seine Aktionen die feudalen Grundlagen des alten Frankreich. Und die von ihm eingeleiteten militärischen Aktionen gegen die Habsburger führten zu einer Verschärfung der Massenkatastrophen.